Müritz 1 (24 – 26. Juli 2015)

Freitag, 24. Juli

IMG_8734Kaum schließe ich die Tür, aufgemerkt ! die FAHRERTÜR, höre ich Pösselchen: „Was machst du denn auf diesem Sitz ? Runter da !“ Aber nein: Heute war ich der Fahrer, einen Beifahrer gab es nicht ! Und ich hatte richtig Spaß !

Alles war dabei: Autobahn, mal mit Baustelle, mal mit stockendem Verkehr, aber auch zügiges Fahren. Bundestraßen mit viel LKW-Verkehr, Land- und Kreisstraßen mit Traktoren und Mähdreschern, mitten durch kleine Dörfer. Wunderschöne Alleen, herrlicher Geruch nach gemähtem Getreide.
Mit zwei kleinen Pausen und einem Tankstopp war ich nach 6 Stunden auf dem Stellplatz Ziegenhof am Nationalparkhaus Schwarzenhof. IMG_8692IMG_8690

6 weitere WoMo stehen hier auf einer Wiese, die Gäste sitzen in kleinen Grüppchen mittendrin – eine Gruppe von 6 Jugendlichen tanzt für uns ohne Musik ihre Choreographie, mit der sie gerade Vizemeister im Jumping-Step geworden sind. Der Chef kam zur Gute Nacht Runde vorbei und hat sich die gewünschten Brötchen, die morgen gegen 8 Uhr an den Spiegel gehängt werden, notiert. Es gibt zwar keine Duschen, aber eine Toilette, Strom und V+E ist vorhanden – brauche ich natürlich nicht!
Die Nachbarn zur linken war schon mal in OHA und loben den Stellplatz und die Sauna des Bades…..wie hieß das noch mal ??

Samstag, 25. Juli

Kurz nach 6 Uhr wurde ich vom Prasseln eines heftigen Regens mit leichtem Donnergrollen geweckt. Im Bett mit einem Roman wartete ich ab und schon um 7.30 Uhr war es wieder ruhig. Um 8 Uhr, der Kaffee war gerade gekocht, wurde das ofenwarme (Aufback)brötchen von Aldi, Lidl oder Penny geliefert.

Um 8.30 Uhr verließ ich den Stellplatz und wanderte durch den Eichenwald. Außer dem Knirschen der Schritte auf dem Sandweg und den schweren Wassertropfen, die von den Blättern tropften, war nichts zu hören. Am Vogelbeobachtungsturm am Rederang See machte ich eine erste Rast. Viele Kormorane, Schwäne und Enten, aber euch einige Kraniche konnte ich beobachten. Weiter ging es am Warnker See als Abstecher zum Müritzhof, ein Landschaftspflegehof, der von der Lebenshilfe betrieben wird – leider  bin ich zu früh abgebogen, so dass ich diesmal auf den sehenswerten Hof mit Cafe verzichten musste, zurück wollte ich dann doch nicht mehr…….IMG_8698IMG_8707IMG_8715IMG_8729IMG_8725Auch am Warnker See war wieder ein Beobachtungsturm. Hier konnte ich, dank des Hinweises eines Vogelfotografen, den Seeadler, der weit entfernt untätig auf einem Baum hockte, mit dem Fernglas beobachten. Für mehr Action sorgten auch hier die Kormorane, die als große Kolonie neben dem Turm in den Bäumen hockten und immer wieder nach Fischen jagten. Dann bog der Weg zur Müritz ab. Der Turm hier war von Schwalben bewohnt, deren Jungen auf den Balken herumturnten und ständig ohne Vorwarnung einen Klecks fallen ließen. Mich hat es nicht getroffen, aber einen kleinen Hund – Frauchen war begeistert……IMG_8722IMG_8718IMG_8727Ich bog ein wenig später zu den kleinen Wienpietschseen ab. Dort gibt es einen Moorsteg, der die große Moorfläche zwischen den Seen  begehbar macht.IMG_8740IMG_8745IMG_8746Kurze Zeit später erreichte ich die Waldschänke, die auch mit dem Auto erreichbar ist und entsprechend mehr Gäste anlockt. Der Müritzwanderweg wandelte sich langsam zur Uferpromenade von Waren, vorbei an zahlreichen Badestellen und Bootsverleihen.IMG_8751IMG_8755Mehr Waren wollte ich nicht – es war gegen 14 Uhr, ich war 22 Kilometer gelaufen und noch nicht völlig kaputt, also beschloss ich statt der Rückfahrt im Bus, die letzte Etappe, entlang des Feisnecksees und seinem sehenswerten Ostufer zurück zu wandern. Hier ist ein ausgedehnter Trockenrasenstandort mit zahlreichen seltenen Pflanzen, deren Namen ich mir nicht gemerkt habe. Immerhin waren 4 Pflanzen dort einzigartig in Mecklenburg Vorpommern. Am Ufer findet man viele kleine, versteckte Badestellen.IMG_8758IMG_8764IMG_8759IMG_8760

Weiter ging es wieder durch Wald nach Federow. In dem Nationalparkhaus sieht man einen Livefilm aus einem Fischadlerhorst in der Nähe. Dort sind zwei junge Fischadler. Eins der Eltern kam gerade mit einem zappelnden Fisch.IMG_8709IMG_8767

Graue Wolken zogen auf und noch trennten mich und meine inzwischen müden Beine 4 Kilometer von Pösselchen – einmal kurz Hand raus und schon hielt ein Auto, dessen Fahrer und Beifahrerin mich nach Schwarzenhof mitnahmen. Kurz nach 17 Uhr war ich wieder am Bus und froh, meine müden Beine auszuruhen.IMG_8771Ach so – es waren 30 Kilometer !

Sonntag, 26. Juli

Der angekündigte Sturm in der Nacht war eher harmlos, auch der Regen war spärlich und ab 7.30 Uhr fiel kein Tropfen mehr. Die starke Bewölkung wurde bis zum Mittag von der Sonne aufgelöst, am Abend war der Himmel fast wolkenlos. Also ein gutes Wetter zum Radfahren !
Gegen 8.30 Uhr fuhr ich los, Regenjacke und warme Jacke hatte ich eingepackt – und heute abend unbenutzt wieder ausgepackt…..

Zuerst fuhr ich auf dem gut ausgebauten Radweg nach Federow und an die Südspitze vom Feisneck See. Von dort noch mal zum Warnker See mit seiner großen Kormoran-Kolonie. Neu gelernt habe ich, dass der Kot der Viecher ätzend ist und deshalb ihre Rastplatzbäume absterben.IMG_8772IMG_8773IMG_8779 Diesmal bin ich zum Müritzhof gekommen. Es ist ein wirklich schönes Plätzchen: Von der Terrasse des Cafes kann man bis zur Müritz sehen, alles ist sehr gepflegt, die Gärten, die Ställe und die Verkaufsräume.IMG_8785IMG_8790IMG_8795

Auf dem Rückweg nach Schwarzenhof habe ich noch einen Abstecher zum Jankersee gemacht. Das Bild zeigt die kleine Naturbadestelle. Die meisten der als Wanderwege ausgewiesenen Wege lassen sich mit sehr wenig Schiebeeinlagen gut mit dem Rad fahren.IMG_8800IMG_8801IMG_8821

Schwarzenhof habe ich nur gestreift und bin gleich auf dem Radweg am Specker See nach Boek gefahren. Dieses Ostufer der Müritz ist ein großes Moorgebiet. Ursprünglich waren die drei Seen Specker-, Hof- und Priesterbäkersee ein Teil der Müritz. Durch die Absenkung der Müritz durch die Schiffbarmachung der Elde und Havel 1798 entstanden die drei Seen mit ausgedehnten Moorgebieten. Um 1930 wurden Entwässerungsgräben gezogen, die Moorflächen fielen trocken und wurden landwirtschaftlich genutzt oder es entstanden Birkenwälder. 1990 wurden die Gräben verschlossen oder verschüttet. Durch die Niederschläge stieg der Wasserspiegel rund um den Specker See wieder an und die Birkenwälder sind fast vollständig wieder verschwunden und ein Erlenwald ist entstanden.IMG_8809IMG_8807IMG_8814IMG_8812

In Boek besuchte ich eine gute Ausstellung im Nationalparkhaus über die Wasserbewohner, nebenan im Cafe duftete es nach frischen Waffeln, ich verzichtete und freute mich auf ein Fischbrötchen vom Müritzfischer an den Fischteichen. Das war vielleicht ein Rummel: An zahlreichen großen, alten Fischteichen saßen Angler – am Eingang das große runde Fischerhaus mit ca 30 Tischen auf der Terrasse, alles gut belegt. Meine Gourmetmaräne war lecker.IMG_8816IMG_8818Ich fuhr weiter an den Fischteichen entlang zur Zartwitzer Hütte, dort sollte es Landliebe und Ökokram geben, vom Reiseführer angepriesen. Das versprochene Schild hing noch, darunter ein „Dauerhaft geschlossen“ – also kein Milchkaffee, sondern Wasser vom Rad. Vom Zartwitzer Kreuz ging es nordwärts auf die Ostseeseite des Priesterbäker Sees. Damit der mittlere der drei Seen nicht unbesucht blieb, machte ich noch einen Abstecher zum  „Faulen Ort“ an der Südspitze des Hofsees. Der „Faule Ort“ entpuppte sich als Standort der Uni Halle, Abteilung Biologie/Zoologie. Einige Studenten saßen faul herum, andere aber strolchten durch die Gegend, natürlich blieben sie nicht auf den Wegen, woran alle anderen Menschen durch unzählige Schilder   erinnert werden. Ich beschränkte mich wieder mal auf einen Aussichtssitz, es war heute der 6.IMG_8777IMG_8828IMG_8823

Kurz vor Speck wanderte ich auf den Käflingsberg, der 100 Meter hoch ist. Darauf hat eine Mobilfunkgesellschaft einen 55 Meter hohen Turm gebaut, der außer der Sicherstellung des Mobilfunknetzes noch eine Waldbrandbeobachtungsstation auf der Höhe von 37 Metern beherbergt und auf 31 Meter befindet sich die Aussichtplattform. Natürlich hat man einen guten Blick, wenn man über den Baumwipfeln steht – so kann man die Müritz und den Specker See, den Hofsee und den Priesterbäker See in Richtung Westen sehen. Im Osten sieht man ein ehemaliger Truppenübungsgelände der russichen Armee, welches 1990 eine Sandwüste war. Nach den Moosen und Flechten, den ersten Sträuchern und Kräutern haben sich jetzt schon Birken angesiedelt und von oben wirkt es wie ein sehr lichter Wald.IMG_8830

In Speck steht eine nette Backsteinkirche und ein altes Gutshaus, ziemlich verfallen und in Privatbesitz. Vor der Kirche steht diese 800 Jahr alte Sommerlinde. Am südlichen Ortsrand ist die (einzige) Ausfallstraße mit einer Schranke versperrt und nur  Chipbesitzer können die Straße mit ihren Fahrzeugen benutzen.IMG_8836IMG_8838

Die restlichen 4 Kilometer flitzte ich auf dem guten Radweg – die schmale Straße ist ausschließlich für Autos.IMG_8810Nach einer kurzen Pause packte ich alles zusammen und fuhr noch 25 Kilometer bis nach Ankershagen am nordöstlichen Zipfel des Nationalparkes. Hier werde ich morgen mit dem Rad die Havelquellseen besichtigen.

 

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