Rheinsberg

Donnerstag, 1. Mai 2014

IMGP1563Ich bin vor lauter Vorfreude schon um 5 Uhr aufgestanden und musste natürlich bis um 7 Uhr warten, dass Raymond endlich aufwacht. Um halb acht ging es dann los: hier nur die Anfahrt in Stichworten, damit ich die Route nicht vergesse: Osterode – Seesen  – Salzgitter auf die A39 – bei Braunschweig auf die A2. Bis Burg fuhren wir Autobahn, dann ging es über die B1, die B107 und die B189 bis Wittstock/Dosse. Von diesem Ort hatte ich bisher nichts gehört, ebenso wenig kannte ich  den Name des Flüsschen. Na gut – das kann man noch verschmerzen, aber Wittstock nicht zu kennen, ist schon schade. Wittstock ist flächenmäßig die 6. größte Stadt Deutschlands – es leben 15000 Einwohner dort. Die Stadt entstand um 1000 aus einer slawischen Siedlung und bekam 1248 das Stadtrecht. Die 2435 Meter lange Stadtmauer, wurde 1244 aus roten Backsteinen gebaut  – sie ist mit dieser Bauweise in Deutschland einzigartig und wirklich toll anzusehen. Sie wurde in den Neunziger Jahren vollständig saniert.IMGP1565Die Stadtbesichtigung machten wir mit dem Rad – um die Stadtmauer herum durch den begrünten Wall, in der Stadt auf Kopfsteinpflaster. Da war deutlich sichtbar in den letzten Jahren eine Menge Geld reingeflossen. Nach einer Stärkung mit Apfelkuchen in einem Bio-Cafe wollten wir die Dosse-Städte Tour starten. Wir haben den richtigen Ausgang aus der Altstadt nicht gefunden und fast zweimal die Altstadt an der tollen Stadtmauer umrundet und dann die falsche Richtung gewählt – naja, da war es auch ganz schön und irgendwann fanden wir den richtigen Weg. Zu unserer Ehrenrettung muss ich erwähnen, dass wir lediglich eine (schlechte) Übersichtskarte hatten. Es war sonnig, es waren gute Radwege und kleine Orte – alles bestens. IMGP1567 IMGP1569Zwischendurch eine kleine Pause an einem See und dann gings wieder Richtung Wittstock.   IMGP1572 IMGP1576 IMGP1579Auf dem Truppenübungsgelände Wittstock sollte das „„Bombodrom“ entstehen – ein Bombenabwurfübungsgelände, das 1992 beschlossen wurde. In all den Dörfern ringsherum entstand eine Protestbewegung, unterstützt auch von Gruppierungen aus der gesamten BRD. 2009 wurden die Pläne dann aufgegeben.IMGP1580Überall auf dem Weg erinnerten auch Stelen an die Todesmärsche aus dem KZ Buchenwald.
Hinter Fretzdorf fuhren wir einen Waldweg, erst noch ganz schön, aber dann wurde der Weg schlecht und schlechter und endete schließlich gut 10 Kilomter vor Pösselchen im Sandkasten – schieben war angesagt und zwar lange, gefühlt 5 Kilometer, in echt ca. 2 Kilometer. IMGP1581Um 19 Uhr waren wir wieder in Wittstock, sind dann aber noch 18 Kilometer zu einem Stellplatz direkt am See, den wir auf der Radtour entdeckt hatten, gefahren.     IMGP1582Freitag, 2. Mai 2014

Oh-jeeee, geweckt wurde ich von prasselnden Geräuschen auf Blech – Regen ! Schnell Heizung an und zurück unter die Decke. Steckte man den Kopf aus dem Auto,  stellte sich der „Starkregen“ als lauer Nieselregen heraus, der um 8.30 Uhr bei der Abfahrt schon heller werdender Bewölkung Platz gemacht hatte.

Die Straßen waren häufig Alleen – Eichen, Buchen, Linden, blühende Kastanien……sehr schön. Im Dorf Zechlin besuchten wir eine alte Kirche, die wie viele andere Dorfkirchen, offen stehen.IMGP1586 IMGP1592 IMGP1593Heute war Rheinsberg – ja, das von Tucholsky – unser Ziel. Knapp 40 Kilometer entfernt, aber mit einigen Abstechern erreichten wir gegen 10 Uhr Rheinsberg – frühstückten und starteten gegen 11 Uhr zur nächsten Radtour. Diesmal mit Radkarte und Infos der Touristinformation. Zuerst durch den Schlosspark, dann immer entlang der Seen, auf wunderschönen Waldwegen durch Buchen, Eichen und Kiefernwälder – den Duft von Waldmeister in der Nase, das Zwitschern von Vögeln in den Ohren und das maigrüne Laub der Bäume in den Augen, zwischendurch die Aussicht auf blaue Seen, große und kleine. Ab und zu erreichten wir einen Ort. IMGP1598 IMGP1603 IMGP1606 IMGP1607 IMGP1608 Inzwischen hatte der Wind längst die Wolken vertrieben und wir radelten zwar bei eher kalter Luft, aber meistens unter blauem Himmel.IMGP1610 IMGP1613Um 17 Uhr waren wir wieder bei Pösselchen, Räder auf den Träger, Kuchen verspeisen und noch raus aus der Stadt. Leider hatten wir heute keinen Stellplatz unterwegs gesehen – also suchten wir uns auf der Karte etwas aus…….Eine „weiße“ Straße, immerhin wies ein normales Verkehrsschild auf den Ort Wittwien, gelegen am Wittwesee in 4 Kilometer Entfernung, hin. IMGP1616Nach wenigen hundert Meter wurde der Weg, Straße kann man es nicht nennen, nicht nur einspurig, sondern war übelstes Kopfsteinpflaster, das etwas später in einen Waldweg, noch später in einen sandigen Waldweg überging. So zuckelten wir  mit „Tempo“ 10 dem Ort Wittwien entgegen. Der entpuppte sich dann als 2 Häuser-Ort, von denen eins, rechts der „Straße“, ein ehemaliges Gutsgebäude, gerade im Umbau, war. Noch etwas weiter auf der Waldpiste erreichten wir den See, wunderschön – leider waren die direkten Zugänge mit Schranken verschlossen. So blieben wir auf einer Waldwiese in Sichtweite des Wasser stehen und machten noch eine Abendrunde um den See…….

Samstag, 3. Mai 2014

Um kurz nach 6 hatte das Vogelgezwitscher eine Intensivität erreicht, die ein Weiter-schlafen verhinderte – schön. Noch schöner war es, als ich das Rollo neben meinem Kopf hoch schob und zwischen den Bäumen blauen Himmel entdeckte. So lag ich noch ein Weilchen und beobachtete die größer werdenden Sonnenflecken auf dem Laub..
Um halb 8 starteten wir zur weiteren Pistentour – wieder krochen wir mit 10 Kilometer pro Stunde durch den Wald, bis wir nach 4 Kilometern die Straße zwischen Rheinsberg und Menz erreichten. Schnell waren wir in Neuglobsow, ein touristisches Dorf am Großen Stechlinsee. Ein Super Park/Stellpatz mit Blick auf den See erwartete uns.IMG_5557 Dort frühstückten wir und um 10 Uhr starteten wir zur 17 Kilometerwanderung um den Stechlin. IMG_5560 IMG_5561Der Große Stechlinsee ist der größte Klarwassersee in Mecklenburg-Vorpommern/Brandenburg. Die Sichttiefe beträgt bis zu 11 Meter, das Wasser hat Trinkwasserqualität. Ringsherum reichen die Buchenmischwälder bis zum Ufer – nur am Nordufer gibt es zwei kleinere Schilfzonen mit Erlenbruchwald und moorigem Grund.
Der Wanderweg verläuft immer am Ufer entlang, oft nur wenige Meter neben dem Wasser. Durch die vielen Buchten hatte wir immer wieder eine neue Sicht, mal war das gegenüberliegende Ufer weit weg und wir hatten eine große Wasserfläche vor uns, dann wieder umrundeten wir einen kleinen Zipfel und sahen direkt auf das gegenüberliegende Ufer.
IMG_5563 IMG_5568 IMG_5574 IMG_5577Am nordwestlichen Ufer grenzt das Gelände des ehemaligen Kernkraftwerkes Rheinsberg an den See. Es ist von 1960 bis 1966 gebaut und 1990 stillgelegt worden. Seit 1995 wird es rückgebaut, der Rückbau, der bis 2014 abgeschlossen sein sollte, verlängert sich wegen einer Cobalt 60 Kontaminierung. Erst 2069 können diese Gebäude abgebaut werden.
IMG_5579IMG_5585 IMG_5587 IMG_5590„Der Stechlin“ – der Roman von Theodor Fontane spielt hier; in Neuglobsow findet man an vielen Stellen Hinweise auf Fontane, der sich hier gern aufgehalten hat. Das Schloss der „Dubslaw von Stechlin“ steht allerdings nicht in Neuglobsow, sondern wurde von Fontane erfunden – dafür ist er ja schließlich Dichter. IMG_5591Zurück am Auto – nach angemessenen Pausen und Proviantauffüllung beim Fischermeister vom Stechlin, verbrachte Raymond den Abend mit Angeln und ich mit Lesen und Rumgammeln………. IMG_5592IMG_5559Sonntag, 4. Mai 2014

Heute musste es wieder gen Westen gehen, das graue Wetter und die kühlen Temperaturen machten den Abschied leichter. Geplant war erst bis zur Elbe zu fahren, dort Dömitz und Hitzacker zu besuchen, ev. mit einer kleinen Radtour auf dem Elberadweg und dann den Rest der Strecke.
Kurz vor 1 waren wir in Dömitz und ich machte mich zur Besichtigung der Festungsanlage allein auf den Weg – Raymond kannte sie schon. IMGP1622

Vor der Festung war Remmidemmi – Radler soweit das Auge reichte und schnell wurde ich über die Umstände informiert: ein Guinnessbuch Weltrekordversuch sollte in einer Stunde starten – die längste fahrende Fahrradkette sollte über den Elberadweg rollen. Aktuell hält diesen „wichtigen“ Weltrekord seit 2010 eine Gruppe von 916 Studenten aus Kalifornien, die in dieser Formation 2 Meilen geschafft haben. Das sollte geknackt werden ! Schnell fuhr ich zurück und Raymond und ich reihten uns als letzte Anmeldungen in die Gruppe ein. IMGP1624Der erste Kilometer über die Brücke diente der Kettenbildung – das dauert, bis sich über 1000 Radfahrer langsam fahrend Vorderrad an Hinterrad (größtmöglicher erlaubter Abstand 6 Meter) vorwärts bewegt. Wir waren unter den ersten 100 Fahrern und es lief gut – man musste sich halt konzentrieren. Nach dem Start standen Beobachter im Abstand von 50 Metern am Deich und starrten uns an, Videoüberwachung wurden passiert und dann erreichten wir guter Dinge Landsatz, enterten Bratwurst- und Kuchenstand, holten uns die Urkunden und Infomaterial über den Elberadweg (wer weiß, wozu es ml gut ist….) und fuhren wieder zurück. Eine Trommelgruppe sorgte zusätzlich für gute Stimmung.IMGP1625 Wieder unterwegs haben wir im Radio gehört, dass die Teilnehmerzahl mit über 1200 Radlern gereicht hätte, aber die Kette hatte bei den letzten Radlern zu große Lücken. Trotzdem hat es uns und den anderen Spaß gemacht – und Dömitz waren nicht die ersten in Deutschland, die an diesem Versuch gescheitert sind.
Bis auf einen Stau bei Braunschweig ging es dann glatt nach Hause.

Ein Gedanke zu „Rheinsberg

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